Ein subjektiver Erfahrungsbericht
Ca. 2008 muss es gewesen sein, als ich das Rudern leid war und für unsere Anka einen Elektromotor anschaffte. Ich hatte keine Lust, eine Bleibatterie herumzuschleppen; deshalb fiel meine Wahl auf den damals wohl fortschrittlichsten E-Außenborder, den Torqeedo Travel 801. Mit dem war ich sehr zufrieden. Nicht darüber soll aber hier berichtet werden.
Als nämlich der 801 nach 7 Jahren hartem Einsatz den Geist aufgab, erstanden wir das Nachfolgemodell, den etwas stärkeren Torqeedo Travel 1003 S. An diesem machte sich eines sofort unangenehm bemerkbar: Er ist viel schwerer zu handhaben als das Vorgänger-Modell; jedenfalls wenn man – wie wir – häufig Motor und Batterie vom Boot abnehmen und wieder montieren muss. Beim 801 ging das so: Motor am Spiegel anschrauben, Batterie einsetzen, fertig. Beim 1003 hingegen müssen nach Einsetzen der Batterie zwei (!) Kabel mit Kunststoff(!)- Überwurfmuttern befestigt werden. Eine ausgesprochen fummelige Angelegenheit, vor allem im Herbst oder Winter mit kalten Fingern. Die Kunststoffgewinde verkanten leicht, vor allem das große vom Motorkabel ist geradezu störrisch. Wie oft habe ich mir da fluchend den alten Motor zurückgewünscht! Zum Fahren ist der Motor gut, mit reichlich Schub, wie man es von einem 1-kW-Elektromotor erwartet – allerdings für einen Elektromotor erstaunlich laut. Gewöhnungsbedürftig waren auch die Denkpausen, die der Motor jedes Mal macht, bevor er auf die Betätigung des Drehgriffs anspricht. Beim Umschalten von Vorwärts auf Rückwärts vergehen schon mal ein paar Sekunden, bis der Motor reagiert.
Nach weiteren 7 Jahren kam dann auch der zweite Torqueedo in die Jahre. Er läuft zwar noch, aber die Kippmechanik funktioniert nicht mehr richtig und aus der Akku-Halterung ist ein Stück herausgebrochen (weil er mir heruntergefallen ist – das kann man nicht dem Hersteller anlasten). Jedenfalls haben wir den Torqeedo als Ersatzmotor beiseite gelegt und einen neuen erstanden.
Inzwischen hatte die chinesische Konkurrenz eine neue Generation ihres ePropulsion auf den Markt gebracht, den ePropulsion Spirit 1.0 plus. Die Berichte darüber klangen vielversprechend, also besorgten wir das gute (und teure) Stück. Und tatsächlich: Hier muss man nur noch ein Kabel verbinden, das Gewinde ist aus Metall: Eine halbe Umdrehung, und es sitzt. Was für eine Wohltat! Auch ein zusätzlicher Sicherungsstift ist nicht mehr nötig, die Batterie verriegelt sich beim Einsetzen selbst und zum Entriegeln muss man nur einen Hebel ziehen. Die Fahrleistungen sind (gefühlt) identisch mit denen des Torqueedo, der ePropulsion ist dabei jedoch flüsterleise – wie es bei einem E-Motor ja auch sein soll. Und er reagiert recht spontan. Der chinesische Motor und auch die Batterie sind beide etwas schwerer als bei Torqueedo, aber sie sind immer noch leicht zu tragen. Die Anmutung ist sehr solide.
Verzichten muss man allerdings auf eine Geschwindigkeitsanzeige, beim ePropulsion ist kein GPS-Modul verbaut. Das kann ich allerdings verschmerzen; schließlich erlaubt jedes Smartphone eine GPS-basierte Geschwindigkeitsmessung.
Kurzum: nach meiner Einschätzung ist der ePropulsion eindeutig das bessere Produkt. Man wird sehen, ob Torqueedo mit seiner nächsten Generation nachziehen wird.