Archive for the ‘Boote & Technik’ Category

Mit Höchstgeschwindigkeit verabschiedet

Freitag, Januar 27th, 2012

Wie schnell es manchmal geht! Letzte Woche die Experten-Anhörung und gestern schon vom Bundestag verabschiedet. Da staunt der politische Laie. Allzuviel Zeit haben sich die Abgeordneten nicht genommen, die Experten-Meinungen zu prüfen und zu überdenken.

Apropos „Experten“: Sportverbände, Wasserschutzpolizei, ADAC, Wasserwirtschaftsverband… Das waren wohl eher Interessengruppen als Fachleute. Wohlgemerkt: es spricht nichts dagegen, die Meinungen von Interessengruppen anzuhören, im Gegenteil! Aber vielleicht wäre es doch nicht so schlecht gewesen, außerdem ein paar richtige Experten anzuhören; sagen wir mal einen Sicherheitsfachmann und eine Bootsbauerin. Die hätten wohl wenigstens klar stellen können, wie schnell ein Gleiter mit 15 PS fährt. Und was es für einen Unterschied macht, wenn man mit 40 statt mit 20 km/h gegen eine Spundwand knallt.

Aber der Zug ist wohl raus. Man kann jetzt seine Hoffnung höchstens auf die Evaluierung nach 3 Jahren setzen (oder auf die Trägheit der Verwaltung beim Umsetzen der neuen Bestimmungen). Aber selbst wenn sich dann negative Auswirkungen herausstellen, wird man die neue Regelung schwer zurücknehmen können. Man denke nur an die Leute, die sich bis dahin 15-PS-Boote angeschafft haben, aber keinen Führerschein besitzen. Die werden Sturm laufen! Abgesehen davon ist so eine Überprüfung gar nicht so einfach, weil es meines Wissens im Wassersportbereich keine vernünftigen Unfallerhebungen gibt.

In einem Punkt muss ich übrigens Abbitte tun: Die FDP ist es (diesmal) nicht gewesen. Patrick Döring, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, schrieb:

Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich im Rahmen der Abstimmung des Koalitionsantrages, wie in unserem Positionspapier vom April letzten Jahres ausgeführt, für eine Übernahme der niederländischen Regelung ausgesprochen.

Aber die Koalitionsdisziplin wollte es anders:

Doch angesichts des Widerstandes einiger Verbände, des Bundesverkehrsministeriums und einiger Teile der CDU/CSU einigten wir uns auf den Kompromiss einer Erhöhung der PS-Grenze auf 15 PS. 

Weiter schreibt er:

In der Anhörung des Verkehrsausschusses am 18.01. erklärten u.a. ADAC und Wasserschutzpolizei, dass die von Ihnen beschriebenen Gleitboote mit einem 15 PS Motor etwa 25 km/h schnell wären.

Seltsam. Hätte man das nicht noch wenigstens ein bisschen, ein ganz kleines bisschen, prüfen können? Werden unsere Gesetze eigentlich immer auf so unsolider Informationsbasis beschlossen?

Und wo bleibt das Positive? Überrascht hat mich, dass (bis auf die Grünen – aber da kommt sicher noch was) alle Fraktionen qualifiziert auf mein Paper eingegangen sind. Hier habe ich die Antworten in einem PDF zusammengestellt.

Für mich ist die Sache aber noch nicht ganz zu Ende. Ich hätte da nämlich noch ein paar Fragen …

Weitere Quellen:

Bis 15 PS führerscheinfrei?

Freitag, Januar 20th, 2012

Die Presse berichtet von Plänen, den Wassersport zu deregulieren, z.B. hier. Hauptvorschlag: die Leistungsgrenze, von der an ein Motorbootführerschein vorgeschrieben ist, soll erhöht werden. Von jetzt 5 PS auf 15 PS.

Es ist sicher nicht schlecht, unnötige Regulierungen im Wassersport zurückzunehmen. Z.B. wäre es eine gute Idee, wenn die überflüssige Kennzeichenpflicht für Sportboote wieder aufgehoben würde. Das Beispiel Holland zeigt, dass man bestens ohne auskommt.

Aber ausgerechnet die PS-Grenze heraufsetzen? Das ist idiotisch. Zunächst einmal ist es kurios, dass der Gesetzgeber sich an der veralteten Einheit PS orientieren soll, statt an den seit den 1970er Jahren weltweit verbindlichen SI-Einheiten. Das  wirft ein Schlaglicht auf die technische Einfalt derjenigen, die den Vorschlag erarbeitet haben. Viel wichtiger ist aber: Die Gefährlichkeit eines Fahrzeugs, auch eines Wasserfahrzeugs, hat nichts mit der Leistung zu tun! (Egal ob man sie nun in kW misst oder in PS.) Entscheidend ist die Geschwindigkeit! Ein  bisschen Physik für Politiker:

In Worten: Die Bewegungsenergie ist gleich dem Produkt aus halber Masse und dem Quadrat der Geschwindigkeit. Ein Rechenbeispiel: Die kinetische Energie eines gleitfähigen Motorboots, das z.B. 300 kg wiegt, und mit seinem 15-PS-Außenborder 40 km/h schnell fährt, beträgt 18.500 Nm (Newton mal Meter). Zum Vergleich: Die Verdränger-Sloep mit 30 PS, die 1.000 kg wiegt und mit  12 km/h fährt, hat eine Bewegungsenergie von 5.500 Nm. Weniger als ein Drittel! Für welches Boot sollte man wohl eher einen Führerschein vorschreiben, liebe Politiker?

Wer bezweifelt, dass ein Motorboot mit 15 PS überhaupt so schnell fahren kann, kann sich ja mal ein paar Videos reinziehen. Z.B. dieses oder dieses.

Die holländischen Kollegen haben im Physik-Unterricht besser aufgepasst. Dort sind alle Boote mit einer Höchstgeschwindigkeit von weniger als 20 km/h führerscheinfrei. Das macht Sinn!

Nun, eine Hoffnung bleibt: Der 15 PS-Vorschlag wird offenbar vor allem von der FDP gefördert. Und die Kanzlerin hat immerhin Physik studiert. Vielleicht gibt sie ihrem Koalitionspartner mal wieder ein bisschen Nachhilfe.

Update 22.01.:
Ich habe ein Paper an den Verkehrsausschuss des Bundestags geschickt: http://dl.dropbox.com/u/23667419/Geschwindigkeitsgrenze_statt_PS-Grenze.pdf

Die Segler wieder …

Mittwoch, Januar 11th, 2012

Bobby Schenk, der große Fahrtensegler, spricht mir aus der Seele:

http://www.yacht.de/schenk/n004/inwind07.html

und

http://www.yacht.de/schenk/n004/kosmos.html

Bei dem zweiten Artikel komme ich auch über die Yacht ins Grübeln. Nicht übel, oder? Und im Vergleich dazu, was sie bietet, auch nicht übermäßig teuer. (Danke an Julian B. für den Tipp)

Jubeljahr!

Montag, Januar 2nd, 2012

Das Anna-Blume-Jubiläumsjahr hat begonnen! Im Frühjahr 2002 wurde „Anna Blume“ erstmalig zu Wasser gelassen und im Sommer nach ausgiebiger Probe- und Überführungsfahrt in den Charterdienst genommen. Das obere Bild zeigt Anna Blume im März 2002 bei der Jungfernfahrt im friesischen  Woudsend – noch unter niederländischer Flagge . Das untere Bild wurde Anfang Oktober 2011 im Neuen Hafen Ziegeleipark aufgenommen. Immer noch schick, unser Pummelchen, oder? Allen Bootsfreunden (und uns selber auch)  wünschen wir ein entspanntes, sonniges und hochwasserfreies Jubiläumsjahr 2012!

Erstes Bild von Anna Blume im Wasser (März 2002)

Erstes Bild von Anna Blume im Wasser (März 2002)

Anna Blume im Oktober 2011

Anna Blume im Oktober 2011

Lesestoff

Donnerstag, Dezember 22nd, 2011

Traditionell verbringen wir ja an den Festtagen viel Zeit im Kreise der Familie, vor dem Fernseher – und am Computer. Darum zu Weihnachten hier eine kleine Linksammlung für Bootsfans:

  • Zuerst die nüchternen Informationen: Elwis mit seinen Meldungen über die deutschen Wasserstraßen kennen sicher die Meisten. Eine schöne Ergänzung vor allem zu Zeiten der Trockenheit oder unaufhörlichen Regens sind die aktuellen Informationen über die Pegelstände (mit interaktiver Karte). Und hier gibt es den Wassersportwetterbericht der FU Berlin.
  • Wer Sinn für traditionelle Bootsrisse hat, sieht sicher gerne mal die Entwürfe von Evert-Jan Boot, über die ich schon mal getwittert hatte. Ein Geheimtipp ist die kleine feine Keikes-Werft in Sneek. Wir sind ein bisschen am Liebäugeln … Natürlich darf Antaris nicht ungenannt bleiben und auch Hans Webbinks schicke Steeler müssen hier noch einmal erwähnt werden.
  • Ein schönes Blog zum Thema ist der Yachtblick, der angenehm unideologisch sowohl vom Segeln als auch vom Motorbootfahren berichtet. Und wer die französischen Wasserstraßen mag (und ein bisschen französisch kann) wird auch an der Website der Zeitschrift „Fluvial“ Spaß haben. Hier gibt es u.a. einen Routenplaner für französische Wasserstraßen.

Anna Blume Bootcharter wünscht allen seinen Gästen, Freunden und Blogleserinnen schöne und erholsame Festtage! Und hockt nicht die ganze Zeit vorm Computer.

Was macht eigentlich …

Sonntag, Dezember 18th, 2011

… Hans Webbink? Hans Webbink war bis 2010 der charismatische Chef von Antaris. Wir haben Hans als echten Bootsenthusiasten kennen gelernt, der vor Energie und vor Einfällen nur so sprühte. Die Segel/Motorsloep RB 22 Regatta ist z.B. auf seine Ideen zurückzuführen und ebenso der Cruiser MK 825 (unser Edmond Dantès). Beide sind im verschlankten und nüchterner gewordenen Programm von Antaris heute leider nicht mehr vertreten. Doch auch die neue Erfolgsserie von Antaris, die Connery, ist noch unter Hans‘ Leitung entwickelt worden. 2010 hat Hans sich aus der Geschäftsführung von Antaris zurückgezogen und seine Anteile verkauft.

Und heute? Ist er in Rente, führt seinen Dackel spazieren und lässt Papierschiffchen schwimmen? Nein, im Gegenteil. Heute spielt er mit den ganz großen Booten. Für unseren Geschmack vielleicht nicht traditionell genug, und wahrlich nicht billig. Aber die Steeler sind schon verdammt coole Schiffe. Und man sieht auch wieder Hans Webbinks Handschrift: Schaut zum Beispiel mal die NG43 Triple A in der Ausbauvariante mit den zwei Arbeitsplätzen an (indeling 2). So baut man zeitgemäße Yachten.

Wer hat’s erfunden?

Sonntag, Dezember 4th, 2011

Und nun zur Werbung.  Günter probiert immer mal wieder rum, wie er die Boote am besten sauber und instand halten kann. Tipps und Profi-Ingredienzien des kundigen Tischlers unter unsern Stammgästen helfen ihm dabei. Doch das Neueste hat Günter selbst entdeckt und gleich einen Sack voll Probetütchen abgestaubt. Eigentlich ist das Zeug gar nicht neu sondern laut Aufdruck „ein Schweizer Qualitätsprodukt seit über 40 Jahren„.

Das Wundermittel

Das Wundermittel

Und was soll ich sagen? Es wirkt. Die Türen der Anna Blume  waren vor allem in der unteren Hälfte von Sonne und Regen doch ziemlich mitgenommen.  Der Lack war angegriffen und teilweise abgeblättert und auch das Holz war schon etwas verfärbt. Und nach der Behandlung: wie neu. Ein Super-Produkt aus der Schweiz. Muss einfach gesagt werden.

Tür der Anna Blume nach der Behandlung

Tür der Anna Blume nach der Behandlung

Allerdings hat es am Teak im Bootsinnern nicht funktioniert. Hängt wohl doch ein bisschen von der Holzart ab. Innen heißt es also doch schleifen, schleifen, schleifen und neu lackieren. Damit Anna Blume schmuck bleibt. Denn der nächste Frühling kommt bestimmt. (In vier Monaten ist Saisonbeginn!)

Kracks!

Donnerstag, Juli 21st, 2011

Es war einmal eine 12 m  –  Stahlyacht mit einem schönen hohen Mast für die Beleuchtung und die Antennen.  Nachteil: vor niedrigen Brücken muss der Mast gelegt werden. Das geht einfach, aber man muss dran denken.

2009 wurde die Anna K. in Betrieb genommen und im Juni 2009 wurde der Mast das erste Mal abgefahren. Also kam ein neuer in gleicher Höhe drauf. Der wurde im Sommer 2010 abgefahren. Daraufhin haben wir einen etwas kürzeren Mast anbauen lassen, der mit seinen 3,60 m Höhe über der Wasserlinie unter fast allen Brücken durchkommt. Fast. Denn was geschieht im Juli 2011? Oh ja.

Ich weiß, das passiert verdammt leicht: man kann zwar vorsichtshalber immer mit gelegtem Mast fahren; der ist dann aber etwas in der Sicht und es sieht auch nicht so schick aus. Für uns ist so ein Schaden (fast) kostenneutral. Unsere Gäste haben es bisher immer mit Fassung getragen und anstandslos die Verantwortung übernommen. Aber  ärgerlich ist es natürlich trotzdem, für uns und für die Gäste: Die Kaution ist erstmal futsch, und die nächsten müssen mit einem provisorisch reparierten Mast fahren, wenn der der neue nicht schnell genug angefertigt und montiert werden kann.

Den nächsten Mast lassen wir deshalb noch ein bisschen kürzer anfertigen, möglichst so kurz, dass er unter allen Brücken in unserem Revier durchkommt.

U-Boote im Havelkanal?

Dienstag, Juni 28th, 2011

Wer’s mag …

Gesehen in Nieder Neuendorf.

Gesehen in Nieder Neuendorf

 

Der Super-Nanni

Montag, Juni 13th, 2011

Erfahrungen mit Bootsmotoren

Wir haben ja schon einige durch: In zwei Sloepen waren Lombardini-Maschinen eingebaut, die gute alte „Felix Krull“ war mit einem Yanmar ausgestattet. Heute fahren unsere Sloepen und einige Kajütboote mit unterschiedlichen Vetus-Maschinen (auf Basis Mitsubishi und Hyundai). Die beiden Annas sind mit Nanni-Kubota ausgerüstet – Anna Blume mit 50 und Anna Karenina mit 115 PS.

Mit den Lombardinis hatten wir Probleme. Die Vetus-Maschinen arbeiten zuverlässig und auch der Yanmar war ok.  Und Nanni? Nun, Anna Blume hat jetzt über 6000 (!) Betriebsstunden runter. Motorprobleme? Null! Das Getriebe mussten wir tauschen und auch die Elektrik hat schon mal Ärger gemacht. Aber die Maschine hat uns nie im Stich gelassen.

Anna K. ist bei der Überführungsfahrt manchmal erst nach mehreren Versuchen angesprungen. Wie sich herausstellte, lag das aber nicht am Motor. Vielmehr hatte die Werft die Verbindung zwischen Tank und Kraftstoffleitung nicht ausreichend gedichtet, sodass Luft in den Diesel kam. Und wie! In dem durchsichtigen Schlauch, der zur Fehlersuche eingebaut war, sah der Kraftstoff aus wie Sprudelwasser, so viele Blasen waren drin! Und trotzdem arbeitete die Maschine zuverlässig, wenn sie erstmal angelaufen war. Bei  dem Lombardini dagegen reichte ein einziges winziges Luftbläschen, damit der Motor mitten im Betrieb stehen blieb und sich nur mit Mühe wieder starten ließ.

Klar, das kann man nicht verallgemeinern. Aber unsere Erfahrungen mit Nanni sind so gut, dass wir im Zweifel immer wieder zu einem Nannidiesel greifen würden. (Ehrlich: dieser Beitrag wird nicht von Nanni gesponsert.)