Wer in Berlins Umland unterwegs ist, staunt immer wieder, was für verwunschene, fast einsame Ecken es in unmittelbarer Umgebung der Hauptstadt gibt. Eine solche Ecke ist der Kalksee unmittelbar östlich der Stadt. Von Berlin aus überquert man mit dem Boot den Müggelsee, fährt dann auf der Müggelspree zum Dämeritzsee und von dort nordwärts an Erkner vorbei durch das Flakenfließ. Dort riecht es auf einer Strecke von ungefähr 300 m immer stark nach Teer – wir haben noch nicht recherchiert, warum.
Dann aber – auf dem Flakensee – umgibt uns an den Ufern wieder Wald und Natur. Weiter nordwärts geht es in die Schleuse Woltersdorf, die täglich bis 20:00 Uhr in Betrieb ist (letzte Schleusung 19:30 Uhr).
Woltersdorf ist mit seiner Schleuse, seiner Klappbrücke und seinen Biergärten ein beliebtes Ausflugsziel. Ein Unikum: Woltersdorf ist mit einer von der Gemeinde betriebenen Straßenbahn zu erreichen, die vom S-Bahnhof Rahnsdorf aus weite Strecken durch den Wald fährt.
Über eine kurze Kanalstrecke fahren wir oberhalb der Schleuse in den Kalksee ein.
Der Kalksee ist recht tief und hat das wahrscheinlich sauberste Wasser aller Seen in der näheren Umgebung von Berlin. Jedenfalls ist das Wasser kristallklar, und die Sichttiefe ist erstaunlich.
Am Nordostufer des Kalksees kann man am Hotel Fährhaus anlegen und die gute Küche genießen. Wenn es der Zufall will, liegt eines unserer Boot dort am Steg; denn das Fährhaus ist Teil unserer Hotelkette.
Dicht oberhalb des Fährhauses zweigt vom Kalksee das Mühlenfließ ab. Hier fährt man am sehenswerten Museumspark Rüdersdorf vorbei, wo die Geschichte des Kalkabbaus dokumentiert wird. Bei Rüdersdorf befindet sich eine der größten Kalklagerstätten Deutschlands. Von hier aus wurde die gesamte DDR mit Baustoffen versorgt. Heute wird der Kalk, der dem See seinen Namen gab, nur noch in geringem Umfang abgebaut. Leider gibt es am Museumspark keinen offiziellen Bootsanleger. Man kann sich aber vielleicht mit dem Kanuverleiher einigen.
Tags: Brandenburg, Loungeboot, Spree
Hallo,
vielleicht kann ich die Recherche etwas erleichtern, am Flakenfließ befand sich eine Teerfabrik, daher richt es dort noch heute nach Teer. Eröffnet wurde die Teerfabrik um 1860 von der Firma Rütgers.
Viele Grüße
Marco
Danke für Information,
ich habe daraufhin mal gegoogelt und u.a. gefunden, dass die Erkneraner (Erknerer? – die Leute von Erkner eben) es Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich geschafft zu haben scheinen, den Leuten weis zu machen, der Teergeruch sei gut für die Gesundheit. Sogar Gerhard Hauptmann, der in Erkner ein Haus hatte, war anscheinend davon überzeugt. Das nenne ich kreatives Tourismus-Marketing!
Was mir nicht klar ist: anscheinend wurde die Teerfabrik bei einem Luftangriff 1944 zerstört. Wie kann es sein, dass es seitdem immer noch ununterbrochen nach Teer riecht?
Hallo Hansjoerg,
die Rütgerswerke wurden nach dem Krieg von der DDR übernommen und unter dem Namen „VEB Teerdestillation und Chemische Fabrik Erkner“ betrieben. Diese wurden später in das PCK Schwedt integriert und bis 1995 betrieben. 1995 wurde das Werk in Erkner komplett abgerissen. Auf dem Gelände befindet sich heute die Stadthalle und der Busbahnhof. Daher richt es heute noch an heißen Tagen nach Teer.
Gruß Marco