Posts Tagged ‘Bootsmotoren’

Salatöl im Tank II

Sonntag, März 20th, 2011

– technische Aspekte –

Es heißt, dass schon Rudolf Diesel daran gedacht habe, seinen Motor mit Pflanzenöl zu betreiben. Ob das nun stimmt oder nicht; es war immer eine Eigenschaft des Dieselmotors, vielstofffähig zu sein. D.h. ein Dieselmotor ist von Haus aus nicht besonders wählerisch. Ein gutes Beispiel dafür sind die großen Schiffsdiesel, die mit Schweröl fahren, was so etwa der letzte Dreck ist, der beim Raffinieren von Erdöl übrig bleibt. Wegen dieser praktischen Eigenschaft laufen Dieselmotoren älterer Bauart problemlos und ohne Modifikation auch mit Pflanzenöl, wie z.B. viele Eigner älterer Mercedes‘ bestätigen können. Die  immer hochgezüchteteren Turbodiesel, die in modernen Pkw zum Einsatz kommen, sind dagegen sehr eng auf bestimmte Kraftstoffeigenschaften ausgelegt. (Dafür ist ihre Effizienz beeindruckend. Wer schon mal mit einem – sagen wir – neuen  BMW 530d unterwegs war, weiß wovon ich rede. Hut ab vor den BMW-Ingenieuren!)

Nun sind auch Bootsdiesel in der Regel keine hochgezüchteten Neuentwicklungen sondern Aggegrate, die sich millionenfach und seit vielen Jahren in Arbeitsmaschinen bewährt haben. Meist werden diese Motoren von Drittfirmen für den Bootsbetrieb umgerüstet . Nanni z.B.  marinisiert unter anderem Aggegrate von Kubota – ein Markenname, den man öfter auch mal auf einem Bagger lesen kann. Eigentlich sollte es also bei den meisten Bootsdieseln ziemlich problemlos möglich sein, sie mit Pflanzenöl zu befeuern.

Und tatsächlich hat es bei uns ja auch funktioniert. Die durchwachsenen Erfahrungen, die wir mit den Lombardinis gemacht haben, hatten wohl eher nichts mit dem Pflanzenöl zu tun. Problem: Wenn man eine Maschine mit einem anderen Kraftstoff als vorgesehen betreibt oder gar den Motor leicht modifiziert, verliert man den Gewährleistungsanspruch. Und wer riskiert das schon gerne bei einer Maschine, die schon mal 15.000 € kostet? Außerdem gibt es wenig Erfahrungen mit dieser Technik und wenige Techniker, die davon Ahnung haben. Man kriegt viele verschiedene Meinungen und viel Unsinn zu hören, wenn man zum Thema Pflanzenöl recherchiert.

Wenn mal als Charterunternehmen also Pflanzenöl einsetzen will, bedeutet das deshalb Mehrkosten. Und damit wären wir bei den ökonomischen Aspekten, die in einem späteren Beitrag behandelt werden.

Salatöl im Tank

Dienstag, Februar 22nd, 2011

Das Thema Pflanzenöl als Bootsantrieb hat viele Aspekte: Technische, ökonomische, ökologische und auch ethische. Ich will hier erstmal von unseren praktischen Erfahrungen berichten:

2007 haben wir die Sloep „Zerlina“ in Betrieb genommen. Die wurde (mit erheblichen Mehrkosten gegenüber dem Standardmotor) mit einem 2-Zylinder-Lombardini ausgerüstet , der für Pflanzenöl optimiert war. Lombardini deshalb, weil übereinstimmend berichtet wird, dass diese Motoren für den Pflanzenölbetrieb besonders geeignet sind.  (Deshalb baut auch der professionelle Umrüster Krahwinkel vor allem auf Lombardini.) Zusätzlich wurde lediglich ein Wärmetauscher angebaut, der das Öl vorheizen und dünnflüssiger machen sollte. Auch darauf hätte man im reinen Sommerbetrieb aber wohl verzichten können.

Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Die Sloep mit Pflanzenölantrieb.

Ein Bild aus glücklichen Zeiten: Die Sloep mit Pflanzenölantrieb.

Ein kleiner technischer Exkurs: Pflanzenöl (in der Praxis meist Rapsöl) darf nicht mit so genanntem „Biodiesel“ (= Rapsöl-Methyl-Ester, RME) verwechselt werden. RME ist eine aggressive Brühe auf Pflanzenölbasis, deren Viskosität künstlich herabgesetzt und der des Diesel angeglichen wurde. Wir reden hier hingegen von reinem Pflanzenöl,  Salatöl, also einem Lebensmittel. Vorteile: Pflanzenöl greift im Gegensatz zu RME weder Gummi noch Kunststoffe an und ist absolut wasserunschädlich, was es zum Bootsantrieb prädestiniert. Nachteil: Es ist in kaltem Zustand dickflüssiger als Diesel. (Und es ist eben ein Lebensmittel, was ethische Probleme aufwirft – dazu aber an anderer Stelle mehr.)

Die ganze Saison haben wir Zerlina ausschließlich mit reinem Pflanzenöl betrieben. Probleme gab es nicht. Im Herbst fiel allerdings das Getriebe aus, was aber offensichtlich mit dem Rapsöl nichts zu tun hatte. Wir haben gleichwohl zur Saison 2008 die „Zerlina“ gegen ein anderes Boot in Zahlung gegeben – aber aus anderen Gründen. Der kleine Lombardini hatte sich im Grunde als extrem sparsames (< 1 l/h) charaktervolles und – für einen Zweizylinder – erstaunlich laufruhiges Aggregat erwiesen.

Für die größere Antaris 630 „Pamina“ war der Zweizylinder aber zu schwach, so dass wir diese mit einem Lombardini-Dreizylinder ausrüsten ließen – wiederum mit erheblichen Zusatzkosten. Und damit fing der Ärger an: Diese Maschine war einfach nicht in den Griff zu bekommen. Immer wieder kam es vor, dass sie spontan, mitten im Betrieb aussetzte und nur mit großer Mühe wieder gestartet werden konnte. Als Ursache erwies sich, dass Luft in den Kraftstoff kam. Trotz größter und wiederholter Anstrengungen unseres Technikers  ließ sich die Ansaugseite der Kraftstoffversorgung nicht dicht kriegen. Mitursache war die geringe Laufruhe der Lombardini-Maschine; die Vibrationen waren wesentlich stärker als bei dem vergleichbaren Vetus-Dreizylinder, den wir auf anderen Booten einsetzten. Das Pflanzenöl war auch hier wohl eher nicht das Problem. Da der Lombardini-Motor sich jedoch als unbrauchbar erwiesen hatte, gaben wir entnervt auf.

In der „Lucia“, die seit 2009 die „Pamina“ ersetzt, ist ein Vierzylinder-Vetus-Mitsubishi eingebaut. Der läuft seitdem vibrationsarm, flüsterleise, geschmeidig und ohne die geringsten Probleme – mit Diesel.

Fortsetzung folgt (wahrscheinlich)

Endlich elektrisch?

Freitag, Februar 18th, 2011

Der Elektro-Hype hat nun auch Antaris erfasst. Man bietet jetzt die 630 (das gleiche Modell wie unsere Lucia) mit einem Elektroantrieb von Mastervolt an. Richtig neu ist das alles nicht. Elektrosloepen werden ja schon seit Jahren – überwiegend erfolglos – angeboten.

Allerdings sieht das Antaris-Konzept, das vergangenen Woche auf der Boot Holland in Leeuwarden präsentiert wurde, immerhin durchdacht und ausgereift aus: Anstelle des Motors sitzt in der Bootsmitte der schwere Batterieblock und der eigentliche (4,2 kW-) Motor wird komplett unter Wasser angeflanscht. So nebenbei spart man dabei noch die technisch aufwändige Welle mit Lagerung und Dichtung.  Angeblich soll man mit einer Batterieladung rund 8 h fahren können.

Antaris 630 mit Elektroantrieb auf der Boot Holland

Antaris 630 mit Elektroantrieb auf der Boot Holland

Wir werden nicht die Ersten sein, die das in Deutschland ausprobieren. Unsere Versuche mit alternativen Antrieben (Pflanzenöl-Diesel) sind in der Vergangenheit auf praktisch vollständiges Desinteresse gestoßen. Es lohnte sich deshalb aus unserer Sicht nicht, uns  mit den technischen Schwierigkeiten, die damit einhergingen, weiter auseinander zu setzen. Und nebenbei: Es ist auch fraglich, ob ein Elektromotor wirklich umweltfreundlicher ist als ein Diesel, der 1 bis 2  l pro Stunde verbraucht; denn irgendwo muss der Strom bekanntlich ja auch herkommen. Für Gewässer, wo Verbrennungsmotoren nicht erlaubt sind – etwa das Steinhuder Meer oder der Müggelsee außerhalb des Fahrwassers – könnte die Elektrosloep allerdings interessant sein.

Motor-Panorama

Samstag, Februar 12th, 2011

Panoramafotografie macht süchtig. Ich habe mir tatsächlich einen Nodalpunktadapter gekauft. Vor vier Wochen hatte ich davon auch noch nie gehört; aber jetzt bin ich stolzer Besitzer eines „Panosaurus“. Nach ein paar Probepanoramen fühlte ich mich heute reif für eine ernste Aufgabe: den Motorraum der Anna Karenina. Um die Kamera tief genug positionieren zu können, habe ich zuvor noch ein Spezial-Bodenstativ bauen müssen. Anders ausgedrückt, ich habe ein Loch in eine Sperrholzplatte gebohrt, unten vier Gummifüßchen angeklebt und den Panosaurus dran geschraubt. Voila: Der Mini-Panosaurus, kurz Minosaurus.

Minosaurus im Einsatz

Minosaurus im Einsatz

Und, was soll ich sagen, es hat funktioniert. Man bewundere, so man mag, das Ergebnis hier. Sind in Zukunft noch weitere Panoramen zu befürchten? Glaube schon.