Gelegentlich werden wir nach Einwegfahrten gefragt. Vor allem Gäste, die mit dem Wasserwandern auf Binnengewässern wenig Erfahrung haben, stellen es sich manchmal langweilig vor, zweimal (fast) die gleiche Strecke zu fahren. Die Meisten machen dann aber die Erfahrung, dass auf der Rückfahrt doch alles ganz anders aussieht als bei der Hinfahrt.
Es gibt aber einen echten Vorteil der Einwegfahrten, den z.B. JUG in seinem Kommentar angesprochen hat: Man kommt weiter, kann neue Reviere erkunden. Wir haben deshalb schon vor einigen Jahren intensiv darüber nachgedacht, ob wir auch Einwegfahrten anbieten sollen.
Der Rücktransfer der Gäste vom Zielort zum Ausgangspunkt wäre wohl keine besondere Schwierigkeit. Bei geeigneter Zielwahl kann man das in der Tat mit Öffis ganz gut hinkriegen. Außerdem gibt es private Dienstleister, und viele Chartergäste haben sowieso zwei Autos zur Verfügung, die sie vor der Charter auf Start- und Zielort verteilen könnten. Die Entfernungen sind ja auch nicht so groß – schon gar nicht auf der Havel, die bekanntlich in einer praktischen U-Form durch Nordostdeutschland fließt.
Ein Problem sind dagegen die Übergaben der Boote. Günter kann sich nicht zerreißen. Wir bräuchten also einen zuverlässigen Partner am Zielort. Und das ist nicht so einfach, jedenfalls dann nicht, wenn man annähernd die gleiche Qualität bieten will. Außerdem bräuchte man einen zweiten Lagerplatz für Bettwäsche, Handtücher etc.
Am Wichtigsten ist aber Folgendes: Wir wissen nicht vorher, welcher Gast für wann eine Einwegfahrt oder eine normale Charter buchen wird. Wir könnten also auch nicht vorher sagen, wo das Boot zu einem bestimmten Zeitpunkt liegt. Die Chartergäste wüssten beim Buchen noch nicht, ob sie das Boot in Mildenberg oder am Zielort übernehmen. Das würde kaum jemand akzeptieren.
Deshalb wird es bei uns keine Einwegfahrten geben. Die sind nur etwas für größere Firmen mit einem relativ einheitlichen Bootsbestand. Wenn ich beispielsweise ein Dutzend 10-m-Pedros in meiner Flotte habe, kann ich immer ziemlich sicher sein, dass mindestens eine auch gerade am gewünschten Ausgangsort ist. Ob die Gäste dann die „Dorothea“ oder die „Hannelore“ bekommen, ist offen, aber auch egal, da die Boote eh gleich sind.
Bei unserer kleinen individuellen Flotte geht das natürlich nicht. Wer Anna Karenina bucht, muss auch Anna Karenina bekommen. Entweder eine kleine Flotte mit charaktervollen Booten oder Einwegcharter. Beides zusammen geht nicht.
Vielleicht ein Trost: Auch bei den großen Firmen kosten Einwegfahrten einen saftigen Aufpreis (übrigens nachvollziehbar, Gründe siehe oben). Für das Geld kann man sich schon fast ein paar Tage mehr Charter leisten – und dann auch weiter ins Unbekannte vorstoßen.
Eine Einwegfahrt haben wir übrigens doch im Angebot: Die Große Runde.